[Blog] Hilfe Sehnenschaden

Immer mehr Pferde leiden unter Sehnenproblemen. Woran dies liegt und wie man damit umgeht, lest ihr in diesem Artikel:

Inhalt:

  • Was sind Bänder und Sehnen
  • Oberflächliche Beugesehne
  • Tiefe Beugesehne
  • Fesselträger
  • Warum es Schäden gibt und was die Statik damit zu tun hat
  • Was tun bei Sehnenproblemen

Was sind Bänder und Sehnen?

Damit das knöcherne Skelett zusammenhält und sich bewegen kann, müssen die Weichteile für eine Verbindung sorgen, welche stabil und auch beweglich ist. Die Weichteile sind in diesem Fall Bänder und Sehnen.

Ein Band ist eine eher starre Verbindung. Es besteht aus vielen kleinen Fasern und ist in sich nur minimal dehnfähig. Es sorgt daher für Stabilität in einem begrenzten Rahmen (meistens gelenknah) und ist wenig kompromissbereit. Beispielsweise hält das Außenband des Sprunggelenkes das Gelenk in Form, es lässt nur minimale seitliche Bewegungen zu und kann bei zu großer Belastung (umknicken) reißen, weil es sich nicht in großer Form dehnen kann.

Als Faustregel, bei Verletzungen des Bandapparates, gilt: LIGAMMENTUM (lat. für Band) = 12 Buchstaben = 12 Monate Ausheilungszeit.

Eine Sehne ist die Verbindung von Knochen zum Muskel und vom Muskel zum Knochen. Zwischen einem Sehnenansatz und einem Sehnenursprung befindet sich also ein Muskel. Ein Muskel hat Muskelfasern und eine Sehne hat Sehnenfasern, ein Muskel kann aber auch mehr oder weniger Sehnenfasern enthalten – je nach seiner Aufgabe. Durch den Muskel, welcher An- und Abspannen kann (Muskelarbeit), ist eine Verlängerung und Verkürzung gegeben. Damit bewegt sich ein Körper(teil).
Beispielsweise verkürzt sich der Bizeps, wenn ihr eure Hand zur Schulter führt und der Trizeps muss sich zeitgleich dehnen.

Als Faustregel, bei Verletzungen des Sehnenapparates, gilt: TENDON (lat. für Sehne) = 6 Buchstaben = 6 Monate Ausheilungszeit.

Um Knochen geht es hier nicht, aber auch hier gilt bei Verletzungen: BONE (lat. für Knochen) = 4 Buchstaben = 4 Wochen Ausheilungszeit.


Die oberflächliche Beugesehne (VH)

Die oberflächliche Beugesehne entspringt medial (innenseitig) am Ellenbogen – grob gesagt, mit der Anatomie möchte ich euch nicht zu sehr langweilen. Der Muskelbauch zieht sich dann vom Ellenbogen in Richtung Karpalgelenk und wird dort wieder sehnig. Ab dem Vorderfußwurzelgelenk verläuft der sehnige Anteil dann oberflächlich bis zum Fesselgelenk und tauscht dort in der Sehnenscheide den Platz mit der tiefen Beugesehne. Die oberflächliche Beugesehne setzt am unteren Teil des Fesselbeins und am oberen Teil des Kronbeins an und wird auch als Krongelenksbeuger bezeichnet.

Die tiefe Beugesehne (VH)

Die tiefe Beugesehne entspringt lateral (außenseitig) am Ellenbogen – auch hier nur grob gesagt – und verläuft dann Richtung Vorderfußwurzelgelenk. Ab Karpalgelenk werden die Fasern wieder sehnig und im oberen Drittel der Röhre verbindet sich ein Unterstützungsband mit der Sehne. Auf Fesselglenlkshöhe tauscht die TBS mit der OBS ihren Platz in der Sehnenscheide. Sodass die tiefe Beugesehne am Hufbein ansetzen kann – sie wird daher als Hufgelenksbeuger bezeichnet und ist auch ein Teil des Hufrollenkomplexes.

Die oberflächliche Beugesehne (HH)

Die oberflächliche Beugesehne entspringt leicht oberhalb der Kniekehle – grob gesagt – und verbindet sich dann über einen Schleimbeutel mit dem Fersenbeinhöcker (Sprunggelenk) – die OBS ist damit Teil der Achillessehne. Der Muskelbauch liegt eher in der Kniekehle und ist klein. Ab dem Springgelenk verläuft der sehnige Anteil dann oberflächlich bis zum Fesselgelenk und tauscht dort in der Sehnenscheide den Platz mit der tiefen Beugesehne. Die oberflächliche Beugesehne setzt am unteren Teil des Fesselbeins und am oberen Teil des Kronbeins an und wird auch als Krongelenksbeuger bezeichnet.

Die tiefe Beugesehne (HH)

Die tiefe Beugesehne entspringt lateral (außenseitig) am Waden-, Schienbein und verläuft dann innenseitig am Fersenbeinhöcker bis zur Röhre – auch hier nur grob gesagt. Ab Sprunggelenk werden die Fasern wieder sehnig und in der Sehnenscheide auf Fesselglenlkshöhe tauscht die TBS mit der OBS ihren Platz. Sodass die tiefe Beugesehne am Hufbein ansetzen kann – sie wird daher als Hufgelenksbeuger bezeichnet und ist auch ein Teil des Hufrollenkomplexes.


Der Fesselträger

Der Fesselträger entspringt an den Vorderbeinen und Hinterbeinen gleich, hier gibt es keine anatomischen Besonderheiten. Der Fesselträger entspringt am oberen Teil der Röhre zwischen den beiden Griffelbeinen und nutzt die beiden Gleichbeine als Umlenkrolle – so kann er die Fessel in einer Hyperextension (Überstreckung) tragen – daher der Name Fesselträger – und verbindet sich dann vorne (dorsal) auf dem Fesselbein mit der gemeinsamen Strecksehne.

Die Besonderheit des Fesselträgers liegt darin, dass er sich im Alter von ca. 4 Jahren sehnig ausbildet. Die Muskelfasern werden weniger und die Sehnenfasern werden mehr.


Warum es Schäden gibt und was die Statik damit zu tun hat

Schäden gibt es immer dann, wenn man nicht gut mit einer Sache umgeht. Klingt logisch, oder? Wenn ihr euer Handy fallen lasst, dann bekommt es Kratzer oder das Display springt komplett. Wenn ihr mit dem Auto etwas touchiert, dann …

Ebenso geht es auch mit dem Körper, wenn ihr nicht aufpasst, dann eckt der kleine Zeh mal irgendwo an oder ihr vertretet euch im Wald, … Die Liste kann endlos fortgeführt werden. Beim Pferd ist es nicht anders. Auch sie können sich vertreten etc. und dann leiden die Bänder und Sehnen, Gelenke und Knochen. Doch eines ist auffällig, die Sehnen- und Fesselträgerschäden (vor allem vorne links und hinten rechts).

Die Zucht und die damit veränderte Statik sorgt dafür, dass wir eine vermehrte Hypermobilität im Pferdekörper haben. Das Pferd wird durch diese Überbeweglichkeit instabil und alles, was zu lose ist, kann sich nicht halten. Schonmal versucht, eine Strickleiter emporzuklettern? Macht sich nicht so leicht wie auf eine (Metall)Leiter zu steigen, oder? Ähnlich geht es dem Körper, dieser ist nur mit Gegensteuern beschäftigt und versucht zu halten was geht – meistens über Verspannungen. Durch diese Verspannungen können die Muskeln aber nicht arbeiten. Sie halten nur fest, lassen aber nicht los. Dies stört die Funktionsketten im kompletten Körper und irgendwann gibt ein Teil nach. Häufig wird als Erstes das Unterstützungsband der TBS gereizt – wir erinnern uns, ein Band ist nicht so beweglich – es steht unter Zug und entzündet sich. Durch die Entzündung in einem Bein wird ein anderes überlastet, durch diese Überlastung müssen wieder andere Strukturen gegenhalten etc. und irgendwann gibt dann das schwächste Glied der Kette nach. Eine Sehnenfaser und dann die nächste und ein Sehnenschaden ist geboren. Allein durch eine zu hohe Beweglichkeit in den Weichteilen. Ähnliches, wenn der Fesselträger die Überstreckung des Fesselgelenkes nicht mehr halten kann. Dann gibt es unphysiologischen Druck auf die Gleichbeine, welche dann auf die Röhre gedrückt werden und nicht mehr vernünftig gleiten können. Eine Arthrose an den Gleichbeinen ist mittlerweile auch ein sehr häufiger Befund.

Der nächste Punkt ist die Züchtung in die Schiefe. In den Auktionen wird links vorgestellt, im Voltigieren wird links longiert, auf den Rennen wird linke Hand gestartet. Die linke Hand wird forciert und damit wird alles, was Links gut läuft vermehrt. Ergo entsteht ein immer schieferes Pferd, was nach links immer besser läuft als nach rechts. Die Händigkeit des Pferdes ist schon lange keine Glückssache mehr. Dadurch, dass das Pferd linksseitig vermehrt belastet, muss vorne links mehr Last abfangen und hinten rechts gleicht als natürliche Diagonale aus und tritt vermehrt nach vorne links unter den Körper. Dies belastet ebenfalls die Weichteile, weil eine physiologische, gerade Fussung nicht mehr möglich ist. Hinten links tritt ebenfalls an der Spur vorbei, um die Last von hinten rechts auf vorne links abzufangen.

Auch in der Bodenarbeit oder unter dem Reiter muss das Pferd vermehrt Dinge leisten, welche früher nur Spitzenpferde erlernten. Heute gehört es zum guten Ton sein Pferd „zu gymnastizieren“ und ihm sämtliche Dinge beizubringen und dies leider zu Lasten des Körpers. Denn wer beschäftigt sich schon mit der Statik des Pferdes, um zu erkennen, welche Übung dem Pferd zu welcher Zeit helfen oder eher Schaden?


Was tun bei Sehnenproblemen?

In erster Linie ist zu prüfen, woher der Sehnenschaden kommt. Denn wenn nur an den Symptomen gearbeitet wird (bspw. Reduzierung der Schwellung, Ausheilung der angerissenen Fasern durch Ruhe), wird sich bei der nächsten Belastung sehr schnell wieder ein Schaden einstellen. Geschädigtes Gewebe ist nie wieder so belastbar wie gesundes Gewebe. Die Lösung liegt also darin herauszufinden was den Sehnenschaden verursacht hat. Hypermobilität in Verbindung mit einem vertreten? Falsches Training? Falsche Belastung? Falsche Statik und Motorik?

Eine Hypermobilität und eine falsche Statik kann man nicht durch Ruhigstellung beheben. Auch ein Schaden einer unphysiologischen Belastung wird nicht durch die gleiche Art der Bewegung verschwinden. Wenn man sich X-beinig die Innenbänder seiner Knie ruiniert, wird es nicht besser X-beinig weiterzulaufen. Man muss etwas gegen die X-Beine unternehmen.

Habt ihr ein Pferd mit einem (ausgeheilten) Sehnenschaden und wisst nicht weiter oder braucht Unterstützung beim Training? Meldet euch gerne, wir sind für euch da!