[Frage] Mein Pferd baut keine (Rücken-)Muskulatur auf, woran liegt das? Hilft ausbinden?

Antwort:

Ein Muskel ist über Sehnen am Knochen befestigt. Er kann sich nur aufbauen, indem er arbeitet.

Statische Haltearbeit:
Der Muskel baut auf,  in dem er eine gewisse Zeit hält und dann loslässt. Dabei bleibt die Länge des Muskels erhalten. Als Bsp.: halte eine gefüllte Flasche Wasser mit ausgestrecktem Arm vor deinem Körper. Du wirst nach einer kurzen Zeit ein Brennen im Arm merken. Dort wird der Muskel unterversorgt und du solltest die Übung beenden, damit sich der Muskel erholen kann. Bei zu langer Haltearbeit wird der Muskel gar nicht mehr versorgt und durch die eigenen Muskelfasern gequetscht und baut eher ab als auf.

Dynamische Muskelarbeit:
Der Muskel baut auf, in dem sich der Ansatz- und Ursprungspunkt annähern. Dabei wird der Muskel verkürzt und beim Loslassen wieder in seine ursprüngliche Länge gebracht.
Als Bsp.: halte die gefüllte Flasche Wasser mit ausgestrecktem Arm vor deinem Körper und winkele dann deinen Ellenbogen, sodass die Flasche auf deiner Schulter zu liegen kommt. Strecke deinen Arm dann wieder, usw.


Folgendes Video zeigt die Haltearbeit, die Muskelarbeit und die Losgelassenheit:


Mit Anklicken des Videos werden Daten an Youtube übertragen. Näheres unter Datenschutz

Bei den züchterisch veränderten Pferden kann die Muskulatur nicht mehr so arbeiten, wie wir es kennen. Hier stimmen die Proportionen des Skelettes und der Muskeln nicht immer überein. Zudem kommt die angezüchtete Hypermobilität, welche Einfluss auf die Muskelspannung hat.

Sollte ein Pferd also bereits verkümmerte (atrophierte) Muskeln haben, ist es zwingend erforderlich zu wissen, warum dem so ist. Gerade die Rückenmuskulatur ist bei Pferden am häufigsten betroffen. Gerade wegen der zu langen Haltearbeit (siehe oben).

Was also tun?
Das Pferd muss nach seinen körperlichen Befunden wieder auftrainiert werden. Ein Ausbinden, damit das Pferd den Weg über den Rücken findet, ist in dieser Situation nicht zielführend.

Der Grund:
Diese Pferde leiden meistens unter einer (beginnenden) Trageerschöpfung und laufen, als Hilfsmittel für sich selber, mit aufgestecktem Hals, um sich zu stabilisieren. Sie brechen dadurch hinter dem Widerrist ein und schlurfen mit der Hinterhand. Wenn diese Pferde nun künstlich in die Tiefe gearbeitet werden, sackt die Wirbelsäule noch tiefer in das Pferd, weil die Wirbelsäule keine Stabilisierung aus der Hinterhand erhält.

Die Lösung:
Der Hals muss frei sein und als Balancierstange für das Pferd genutzt werden, damit die Hinterhand umtrainiert werden kann. Wenn die Hinterhand tragend-aktiv arbeitet, stabilisiert das Pferd seinen Rumpf von hinten nach vorne.  Damit kommt die überlastete Muskulatur aus der ständigen Haltearbeit heraus und kann wieder arbeiten und sich damit aufbauen.

ACHTUNG:
Wenn die Muskulatur zu lange in einem atrophierten Zustand ist oder war, bleiben Schädigungen zurück.

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