Pferde leiden still!

Pferde sind Fluchttiere und auch wenn sie domestiziert sind, bleiben die Verhaltensweisen immer gleich. Die Tiere haben also gelernt, sich bei Unwohlsein, Schmerzen oä nicht schreiend oder wehklagend in eine Ecke zu legen und auf sich aufmerksam zu machen, sie leiden still vor sich hin. Dies ist auch mit ein Grund, warum viele denken, man könne mit Pferden so viel machen (Rollkur, scharfe Gebisse, Prügelstrafe, etc), das Tier „sagt“ ja nichts – es hat keinen Schmerzlaut! Pferde lassen sich daher beliebig verbiegen und misshandeln. Im schlimmsten Fall bocken sie und werden dann als Problempferde abgestempelt.

Ich möchte euch heute von einem Pferd berichten, was wahrscheinlich schlimme Schmerzen hatte, aber das Problem nicht erkannt wurde. Die Veröffentlichung der Geschichte wurde mit der Pferdebesitzerin abgesprochen und war ausdrücklich erwünscht!

Flocke war normalerweise immer Lebensfroh und munter. Doch jetzt, bei den heißen Tagen, zeigte sie immer mehr Apathie, schlief nicht mehr im Liegen und wälzte sich auch nach der Dusche nicht mehr im Sand. Der Tierarzt wurde benachrichtigt und ein Blutbild ergab keine Auffälligkeiten. Flocke bekam trotzdem ein paar Elektrolyte zum munter werden, dennoch änderte sich nichts. Statt dem Dressurtraining auf dem Platz wurde Stangenarbeit in den Vordergrund gerückt und auch mit Körperbändern gearbeitet. Immer noch reagierte Flocke nicht und sie gab nach einiger Zeit ihre Hinterhufe nicht mehr. Auch wurde immer mehr beobachtet, dass sie zum Ruhen ihre Beine nicht mehr wie gewohnt stellte, sondern Fehlhaltungen annahm.

Nach einer osteopathischen Behandlung und auf ihren Körper angepasstes Training, haben wir es geschafft, Flocke wieder mobil zu bekommen. Sie kann vernünftig ruhen, sich wälzen und zeigt wieder Lebensfreude. Ihr Trainingsplan wurde dauerhaft umgestellt und ein regelmäßiger Check-Up (Physio/Osteo) erfolgt weiterhin.

Fazit:
Auch ein Pferd, was fit zu sein scheint, kann eine Fehlhaltung entwickeln, wenn nicht nach seinem Körper trainiert wird! Ein Trainingsplan nach Buch, Youtube oder Social Media Empfehlung ist nie für das Individuum gedacht, sondern nur als Hilfestellung zu sehen. Ein guter Trainer muss die gängigsten Trainingsmethoden kennen und auch mal von etwas abraten, was „gehypt“ wird, einfach, weil es nicht zum Pferd passt.

Wenn es denn mal „klemmt“ sollte der Fehler entweder bei einem selbst gesucht werden (Das Pferd ist dein Spiegel, wenn dir das Spiegelbild nicht gefällt, hilft es nicht den Spiegel zu zertrümmern 😉 ) oder das Pferd sollte dringend untersucht werden.