Der Herbst ist da, die Pferde werden von der Weide getrieben und kommen (größtenteils) wieder in die Boxen. Leider häufen sich auch wieder die unbemerkten Unfälle.
Der folgende Bericht erfolgt in Absprache mit der Besitzerin und dem Hinweis: Pferde leiden still! – Einen anderen Bericht zum Thema findet ihr hier: Pferde leiden still I
Besagter Patient läuft unter dem Reiter „als hätte er einen Platten hinten rechts“, erzählt mir die Besitzerin und bittet darum, dass ich mir ihr Pferd näher ansehe.
Bereits beim Vorführen sehe ich eine Hangbeinlahmheit hinten rechts und in der Adspektion (Sichtbefund) fällt eine tiefe Schramme vor dem rechten Hüfthöcker auf. Der Bereich um den Hüfthöcker ist warm, Umfangs vermehrt und verhärtet.
Die Besitzerin gibt an, dass das Pferd vor 2 Tagen gegen die Stalltür gerannt ist. Beim Reintreiben der Pferde wurde wohl die Kurve (im Galopp) zu schnell genommen und das Pferd eckte an. Weil das Pferd keinen Schmerzlaut von sich gab und auch danach „nicht auffällig“ lahm ging, wurde nicht weiter auf den Vorfall eingegangen. Ich möchte hier noch mal betonen: Pferde leiden still! Sie sind Fluchttiere, würden sie schreien, wenn sie etwas hätten, wären sie umgehend Beute der Jäger!
Eine Hangbeinlahmheit sieht anders aus als eine Stützbeinlahmheit, aber egal welche Form von Lahmheit, wenn das Tier nicht mehr schmerzfrei laufen kann – egal in welcher Phase – ist es eingeschränkt.
Denkt bitte einen Schritt weiter:
Wenn ihr mit einer etwas höheren Geschwindigkeit mit eurer Hüfte gegen einen Poller auf der Straße / Türpfosten / Stuhl oder was auch immer lauft, wie würdet ihr euch fühlen, wenn ich danach zum Joggen gehen müsstet?!
In diesem Sinne:
Nur wenn man etwas nicht hört oder sieht, heißt es nicht, dass es nicht existiert. Seid pro Pferd und achtet auf eure Vierbeiner, gönnt ihnen bei Verletzungen Ruhe oder Rehatraining.