[Frage] Welche Auswirkung hat die veränderte Statik auf den Schwerpunkt?

Antwort:

Im vorherigen Artikel (Tragfähigkeit) hatte ich den veränderten Schwerpunkt bereits angedeutet. Hier nun etwas ausführlicher:

Die heutigen Pferde sind dynamisch angepaart. Dies bedeutet, dass sie schneller und beweglicher sind als früher.

Wenn etwas von alleine schneller wird, dann muss es entweder einen Raketenantrieb haben oder eine veränderte Körperhaltung (Statik) mit verändertem Muskelaufbau bzw. Muskelfunktionen besitzen.

Wir gehen der Logik folgend, vom letzten Punkt aus 😉

Was ist passiert?!

Durch die Einkreuzung von dynamischen Pferden sind die Körpermaße so verändert worden, dass die Röhren der Hinterhand länger sind als vorne. Damit steht das Sprunggelenk schon über dem Karpalgelenk.

Dies zieht sich dann über die Hinterhand weiter, sodass Ellenbogen und Knie ebenfalls unterschiedliche Höhen aufweisen und auch das Becken hinten höher steht (siehe: Überbaut / hinten-hoch-raus gestelltes Becken).

Das Kreuzdarmbeingelenk (ISG) wird durch die verstärkte Abwärtshaltung und eine erhöhte Schiefe überlastet.


Mit Anklicken des Videos werden Daten an Youtube übertragen. Näheres unter Datenschutz

 

Das Ilio-Sakral-Gelenk (ISG) neigt also, wie im Video gezeigt, zum Abkippen in der Basis und das Lumbo-Sakral-Gelenk (LSG) wird ebenfalls überstreckt.

Damit hat die Wirbelsäule keine vernünftige Unterstützung von hinten nach vorne und fällt inkl. Rumpf zwischen die langen, steilen Schulterblätter.

Die Vorhand ist beim Pferd nur muskulär mit dem Rumpf verbunden, daher stellt das Pferd (in dieser Phase) seine Beine gerne rückständig unter den Bauch, um den absinkenden Rumpf zu stützen und steckt seinen Hals nach oben auf, um sich auch in diese Richtung zu stabilisieren.

Eine Kompression im CTÜ (Cervico-Thoracaler-Übergang / Übergang Hals-Brustwirbelsäule) ist sehr wahrscheinlich.

Bei uns Menschen würde das ganze so aussehen: 

Die Pferde laufen also ihrem Schwerpunkt hinterher.


Wo befindet sich der Schwerpunkt?

Bei den Grundlagen der Diagnostik, in der Tiermedizin*, wird der Schwerpunkt des Pferdes wie folgt ermittelt:

Es wird eine horizontale Linie vom Schultergelenk nach hinten gezogen (obere rote Linie).

An der Vorhand wird eine Linie über das Fesselbein bis zur horizontalen Linie gezogen.

Die hintere Linie wird an der Mitte des Hufes angesetzt und bis zum Treffpunkt der anderen Linien gezogen. Dieser Treffpunkt ist der Schwerpunkt des Pferdes.

Die untere rote Linie ist parallel der oberen Linie und diente nur zum exakten Einzeichnen.

Auf den Bildern ist dasselbe Pferd zu sehen, zwischen den Aufnahmen liegt 1 Jahr Körpertraining (vom Boden und geritten).


Was macht ein falscher Schwerpunkt?

Ganz einfach, er behindert die Tragkraft!
Stellt euch auf einen Tritt, beugt euch vorne über und hebt vom Fußboden eine Packung Mehl auf – wenn ihr die Verpackung ohne Gleichgewichtsverlust berühren könnt, seid ihr super, wenn ihr sie anheben könnt, habt ihr geschummelt 😉

Egal wie kräftig ihr seid, wenn ihr vorne über gebeugt etwas heben sollt, schafft ihr es nicht. Gleiches Beispiel auf einer Treppe: beugt euch vorne über und tragt mit ausgestreckten Armen eine Kiste Getränke. Bitte nur auf eigene Gefahr.

Aus diesem Grund werden die Pferde heutzutage schnell nervig, sie werden panisch, bekommen Angstzustände und kauen sich zu – Stresskauen.

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